07.11 – 14.11.2022
07.11.
Es ist ein gutes Gefühl nach drei Jahren wieder in Tunis zu sein, in eine ganz andere Welt einzutauchen, die immer noch geheimnisvoll ist. Um 21:45 Uhr landen wir auf dem Flughafen Tunis – Carthage. Wir, das sind Taieb, Jürgen, Ute & Johannes, Rita & Franz Josef und erleben hier unsere erste Überraschung. Noch vor der Gepäckausgabe erwartet uns ein Mann mit einem Schild, auf dem unsere Namen stehen. Er sagt, dass wir ihm in die VIP – Lounge folgen sollen. Dort angekommen geben wir unsere Pässe und Gepäckscheine ab und lassen uns in einer gemütlichen Sitzgruppe nieder. Bei den servierten kalten Getränken haben wir dann Zeit uns zu wundern. Wir erfahren, dass Raouf Ben Debba das alles für uns organisiert hat. Nach einiger Zeit werden wir von einem Herrn im dunklen Anzug aufgefordert ihm zu folgen. Wie erhalten unsere Pässe zurück und folgen unserem Gepäck zum Parkplatz, wo zwei PKWs für die Fahrt ins Hotel auf uns warten. Durch den immerwährenden Verkehrsgewühle, bestehend aus Autos, Fußgängern und Mofas gelangen wir schließlich auf der Avenue Habib Bourguiba zu unserem Hotel Carlton. Uns fällt sofort auf, dass es renoviert wurde und jetzt schick aussieht. Taieb besteht darauf, am nächsten Morgen um 07:30 Uhr zu frühstücken.
08.11.
Um 9:00 Uhr verlassen wir das Hotel in Richtung Medina. Über die Avenue Habib Bourguiba gelangen wir zum Place L‘Independance wo wir die Cathedrale St. Vincent de Paule kurz besichtigen. Danach geht es zum Place de la Victoire wo wir der kölschen Laterne den obligatorischen Besuch abstatten. Sie steht immer noch etwas schief. Aber auch die tunesische Laterne auf dem Rudolfplatz in Köln hat eine Macke. Der Besuch des wuseligen Marché Central gehört ebenso zu jedem Besuch der Medina, wie das Teetrinken in unserem Stammcafe. Gegen Mittag findet ein Treffen mit dem Projekt Collective Creative statt. Es war vor Jahren von jungen Leuten gegründet worden, die etwas bewegen wollten und die Idee hatten, in den unergründlichen Gängen der Kasbah eine Champignonzucht auf der Basis von Kaffeesatz zu versuchen. Dazu waren sie finanziell von unserem Verein unterstützt worden. Jetzt werden im Collective Creative Kurse abgehalten um Handwerk und Design in Tunesien zu fördern. Obwohl Taieb uns angemeldet hatte, stehen wir erst einmal verloren im leeren Hof, bis dann der Leiter des Projekts, der wohl gerade aus dem Bett gefallen war, uns etwas nebulöse Auskünfte gibt. Da muss jetzt etwas Schönes her. Zum Mittagessen treffen wir Mme. Meddeb im Restaurant Fondouk El Attarine. Danach machen wir mit ihr einen Gang durch die Altstadt zur Moschee, deren Innenhof wir besuchen. Anschließend zeigt sie uns ihr Büro. Hier überreichen wir ihr unser Gastgeschenk, einen großen Adventskalender. Dazu muss dann aber einiges erklärt werden.
Als nächstes haben wir dem Jugendclub CCAB ein Treffen vereinbart. Bei unserem Besuch in 2019 waren hier Schüler der Abendrealschule Dagobertstraße aus Köln dabei einen Garten anzulegen. Es sollte den tunesischen Jugendlichen ein Gefühl für Nachhaltigkeit geben. Dieser Garten ist jetzt keiner mehr. Die Blumen sind vertrocknet und die Anlage teilweise zerstört. Wir sind enttäuscht. Da kann auch die blumenreiche Ausführung der Leiterin über ihre Projekte nicht helfen. Danach brauchen wir jetzt wieder etwas, das uns aufbaut und das kommt auch in Form vom Hotel Majestic daher, einem geschichtsträchtigen Bau in der Avenue de Paris. Hier steht in der Bar noch das alte Piano, das in einem bekannten Roman beschrieben wird.
09.11.
Nach einem guten Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem nächsten Treffen im Parc du Belvédère. Der Park ist der größte Park in Tunis und hier gibt es eine Gruppe von Leuten, die sich „Les Amis de Belvédère“ nennt. Mit denen wollen wir uns treffen. Wir sind überrascht. Im Gegensatz zu gestern, treffen wir hier Leute, die einen Plan haben und eine Idee, wie er zu verwirklichen ist. Auf ihrem Grundstück gibt es verschiedene Pflanzen und Bäume, sowie ein Gartenhaus aus Holz und ein Ziegelsteinhaus mit einem Büroraum und einer Bibliothek. Der Verein verfolgt zwei Ziele. Erstens sollen Kinder die Natur erfahren können und zum Zweiten helfen sie bei der Pflege und der Anlage des Parks. Eine große Hilfe wäre es, wenn die Bücher der relativ großen Bibliothek IT – mäßig erfasst werden könnten. Anderseits müsste auch das Gartenhaus repariert werden und ein Hexler, der jetzt immer teuer geliehen werden muss, gekauft werden. Es hört sich Alles gut an.
Zum Mittagessen hat Mme Meddeb uns in ein Restaurant nach La Goulette eingeladen, wo es vorzügliche Fischgerichte gibt. Mit dem Taxi geht es dann wieder zurück ins Hotel. Eile ist geboten, denn um 17: 30 Uhr werden wir zum Abendessen in Raouf Ben Debba‘s Haus abgeholt. Das ist der absolute Höhepunkt. Als wir das Anwesen sehen, sind wir einhellig der Meinung, dass wir zu Hause in Übergangsheimen wohnen. Es gibt ein tolles Buffet und Kölsch und Wein zu trinken. Zwei Profis machen den Service. Taieb hatte das Kölsch mit gebracht und am Flughafen einem unserer Fahrer übergeben. Es ist eine ganz besonders herzliche Atmosphäre, nicht zuletzt deswegen weil unser Mitreisender Johannes und Raouf dicke Freunde sind, die sich aber nach 14 Jahren das erste Mal wieder sehen. Als Gäste sind auch Hajer & Noureddine und Moncef anwesend. Es ist ein sehr schöner Abend.
10.11.
Um 8:00 Uhr übernimmt Taieb den Kleinbus. Es ist ein 9 Sitzer und ganz gut in Schuss. Taieb fährt. Wir fahren dann nach Karthago und Sidi Bou Said. In Sidi Bou Said besuchen wir neben dem Palais d‘Erlanger ein kleineres Museum, das Dar El Annabi. Es ist ein historisches Haus in dem man sehen kann wie die reichen Tunesier damals lebten und welche Trachten sie getragen haben. Traditionsgemäß gehen wir dann im Café des Délices Tee trinken. Um 18:00 Uhr gab es einen neuen Höhepunkt; die Einladung zum Stammtisch im Golfclub von Tunis (Stäpa Tunis-Cologne / AHK Vorstand, etc.) Es sind lauter hochkarätige anwesend. Z.B. zwei TN-Botschafter die in Berlin waren, der Betriebsleiter der Fa. Schleich, zwei Damen von einem Wassergewinnungsprojekt usw. Es gibt wieder reichlich zu essen und zu trinken.
11.11.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Kairouan. Kairouan ist die vierte wichtigste Stadt des Islam. Es gibt hier viele Teppichknüpfereien und sonstige Textilunternehmen. Um die Große Moschee besuchen zu können müssen wir ein Kombiticket lösen. Vom Turm des Gebäudes worin sich die Kasse befindet, haben wir einen schönen Blick auf die beiden Zisterne, die zwar rund erscheinen, aber aus 48 bzw. 17 Segmenten bestehen. In diesem Haus bietet uns ein Mann seine Dienste als Führer an. Taieb nimmt die Gelegenheit beim Schopf und ist einverstanden. Somit haben wir einen guten Führer, der uns viele interessante Sachen zeigt. Mit ihm gehen wir auch in den Innenhof der Großen Moschee. Auf dem Weg dorthin, entlang der Mauer, wird es genau 11:11 Uhr und Rita & Ute führen mit dem Lied „ Und wenn et Trömmelche jeht „ den Karneval in Kairouan ein. Der Führer spricht ein gutes Deutsch, hat aber nie eine Schule besucht. Sein Vater hatte gesagt, dass ein Berber nicht zur Schule geht, sondern auf Tiere aufpasst. Zu Mittag essen wir in dem Edelrestaurant Dar Zarrouk. In einem Gebäudeteil gibt es holzgeschnitzte Decken, von denen eine mit Blattgold belegt ist. Gegen 17:30 Uhr kommen wir dann in unserem Lieblingshotel Sindbad in Hammamet an. Wie wir beim Abendessen bemerken können, hatte sich an der Qualität der Küche und dem Service nichts geändert. Danach lassen wir es uns noch an der Bar gut gehen. Im Zimmer können wir dann wieder die kunstvoll drapierten Handtücher bewundern.
12.11.
Nach dem zu-viel-essen am Frühstücksbuffet starten wir in den Tag. Für diesen Tag hat Taieb einen Bekannten als Fahrer angeheuert. Der Grund ist, dass wir nach einem Rundgang und Essen in Hammamet zu einer Weinprobe fahren wollen. In Hammamet spazieren wir an der Festungsmauer entlang und genießen den Blick auf die Bucht und können uns den Fischmarkt mitsamt Altstadt ansehen. Der Höhepunkt ist dann die Weinprobe in Bir Drassen. Wir bekommen den Weinkeller gezeigt und nehmen an einer ausgiebigen Weinprobe teil. Am Abend wird der Mietwagen zurück gegeben.
13.11.
Am Vormittag kommt Mme Kaabi ins Hotel, aus einem besonderen Grund, sie bekommt nämlich Geld von uns. Rita hatte im Frühjahr eine Vernissage gemacht und den Erlös für das Mutter – Kind Haus von Mme Kaabi gespendet. Auf diese Spende hatte die Stadt Köln noch einmal 400 € draufgelegt, sodass wir nun einen Scheck über 2.801€ (9.000 TD) überreichen können.
Mme Kaabi freut sich sehr, besonders, da sie jetzt das Haus kaufen kann und jeder Dinar gebraucht wird. Ihr Sohn, der in Paris lebt, hat 50.000 € für den Hauskauf gesammelt.
Wir fahren dann mit Taxis nach Nabeul. In Nabeul wird die Besichtigung der Altstadt wieder mit Shoppen verknüpft. Als wir aus der Altstadt kommen steht da eine Pferdekutsche, die geradezu zum Einsteigen einlädt, was wir dann auch tun. Mit der Kutsche fahren wir dann die kurze Strecke bis zum Hotel Les Jasmins. Der Besuch diese Hotel Anlage ist ebenfalls Pflicht (Absacker vor der Abreise). Der Besitzer war in Köln und hat bei einem Event auf der Schildergasse gekocht. Den Tag und die Reise lassen wir bei einem Glas tunesischen Wein / Celtia ausklingen.
14.11.
Gegen Mittag fahren wir mit dem Hotelbus zum Flughafen Tunis Carthage. Am Eingang des Flughafens werden wir von zwei Herren im Anzug empfangen, die wieder Gepäck und Ausreiseformalitäten für uns erledigten. In der VIP – Lounge wartet Raouf Ben Debba auf uns, um uns herzlich zu verabschieden. Pünktlich landen wir dann am Abend in Düsseldorf.
P.S.: Die Reise war absolut harmonisch, weil die Gruppe sehr gut miteinander auskam. Überall wurden wir herzlich empfangen. Es war ein Besuch bei Freunden.
Köln, November 2022
Frajo Kropp